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Fahnen auf dem Vorplatz

SASKIA TAMARA KAISER

Frei

Herzliche Einladung zur Eröffnung der neuen Fahnen-Installation auf dem Vorplatz des Künstlerverein Malkasten am Dienstag, 27. Mai 2025, um 19 Uhr.

Saskia Tamara Kaiser – Frei

Inspiriert von dem gleichnamigen Buch „Frei“ der Philosophin Lea Ypi, untersucht Saskia Tamara Kaiser in ihrer Arbeit die strukturellen Widersprüche feministischer Selbstbestimmung.

Freiheit wird von ihr nicht als individueller Zustand verstanden, sondern als gesellschaftlicher Konflikt – zwischen Körpern, Erwartungen und Systemen. Drei Fahnen zeigen ein zusammenhängendes Motiv: zwei weiblich gelesene Personen, getrennt, aber durch ein Seil miteinander verbunden. Je nach Bewegung, im Wind, erscheint diese Verbindung instabil – mal gespannt, mal gelöst, mal zerrissen. Das Bild verändert sich mit seiner Umgebung und verweist damit auf die strukturellen Schwierigkeiten und Ambivalenzen mit den feministische Selbstbestimmung im privaten und gesamtgesellschaftlichen Kontext konfrontiert ist.

Saskia Tamara Kaiser richtet den Blick auf die oft verdrängte Kehrseite feministischer Emanzipation: den Konkurrenzdruck, die interne Abgrenzung, die strategische Distanz. In patriarchal organisierten Räumen sind weiblich gelesene Menschen gezwungen, sich unter Bedingungen zu behaupten, die Solidarität erschweren. Der systemische Rahmen bleibt bestehen, auch wenn die Positionen darin wechseln.

Ihre Arbeit analysiert nicht Opferrollen, sondern die reproduzierten Muster. Wer scheitert, scheitert nicht allein, dafür aber oft isoliert. Die Geste der Arbeit „Frei“ ist reduziert, die Komposition kontrolliert. Freiheit wird nicht inszeniert, sondern in ihrer Fragilität gezeigt.

In „Frei“ wird Freiheit nicht als abstraktes Ideal oder Versprechen proklamiert, sondern als Konstellation aus unterschiedlichen, parallel laufenden und voneinander bedingten Verhältnissen. Verhältnisse der politischen Realität und die Bedingungen unter denen Freiheit erlebbar wird, wie Beispielsweise: Zugang zu Bildung, sichere Existenz, politische Mitbestimmung oder gesellschaftliche Anerkennung. In diesem Spannungsfeld erscheint feministische Selbstbestimmung als ein fragiles Freiheitsgefühl, das im Kontext des gesellschaftlichen Rechtsruck zunehmend unter Druck gerät.

Feministische Selbstbestimmung steht dem Rechtsruck nicht nur entgegen, sie wird durch ihn aktiv bedroht: Denn autoritäre und antifeministische Kräfte zielen darauf ab, die gesellschaftlichen Voraussetzungen von Freiheit – Teilhabe, Schutz vor Gewalt, ökonomische Sicherheit, Anerkennung vielfältiger Lebensentwürfe – systematisch zu beschneiden.

Abb. Saskia Tamara Kaiser, Frei, Fotografie, 2025 ©VG Bild-Kunst, Bonn 2025 für Saskia Tamara Kaiser