Skip to main content

Schaukasten

VALERIE FIONA FELDHAUS

stumpf

Ab dem 30. Juli 2024 wird der Schaukasten auf dem Vorplatz des Künstlerverein Malkasten mit einer neuen Intervention belebt. In regelmäßigen Abständen gestalten Künstler:innen das Plakat neu. Den Anfang macht Valerie Fiona Feldhaus, die über ihre Arbeit „stumpf“ schreibt:

„Die Kunst als einen Raum zu verstehen, der allen Menschen zugänglich ist, ist für mich eine zutiefst bewegende Vision, die jedoch oft wie eine ferne Utopie erscheint. In meiner künstlerischen Arbeit „stumpf“ setze ich mich mit den physischen und gesellschaftlichen Barrieren auseinander, die vielen Menschen den Zugang zur Kunst und damit zu einem bedeutenden Teil unserer Gesellschaft verwehren. Diese Barrieren sind nicht nur in den räumlichen Gegebenheiten von Bildungseinrichtungen, Ateliers, Ausstellungsräumen, Galerien und Museen zu finden, sondern auch in den subtilen gesellschaftlichen Codes und Informationsflüssen, die ausschließend wirken.

Besonders am Herzen liegt mir, die unsichtbaren Geschichten derjenigen Menschen sichtbar zu machen, die aufgrund dieser Barrieren ausgeschlossen werden. Dazu gehören auch diejenigen, die durch ihre unverzichtbare Care-Arbeit von der Kunst und gesellschaftlichen Teilhabe ferngehalten werden. In meinen Arbeiten lege ich meinen Fokus auf die Beleuchtung von ausgeschlossenen Personengruppen.

Auf dem Plakat zu „stumpf“ ist ein Prothesenliner abgebildet, der symbolisch für dieses Thema steht. Der Liner hält den Stumpf eines amputierten Menschen in Form und verbindet ihn mit der Prothese. Diese Verbindung ermöglicht es dem Menschen, Fähigkeiten und Potenziale zurückzugewinnen, die in unserer nach wie vor stark exkludierenden Gesellschaft unerlässlich sind.

Durch diese Arbeit möchte ich die dringende Frage aufwerfen, ob nicht vielmehr die Kunstwelt selbst als Freiraum der Gesellschaft ihre Barrieren abbauen sollte, um betroffene Menschengruppen und Care-Arbeitende in ihre Mitte aufzunehmen, anstatt von diesen zu erwarten, dass sie die bestehenden Barrieren überwinden. Ich möchte mich für ein Leitbild einer Kunstwelt einsetzen, das inklusiv und offen ist, in dem jede*r die Möglichkeit hat, teilzuhaben und sich auszudrücken, ohne Hindernisse überwinden zu müssen.

Die Arbeit „stumpf“ ist für mich ein Plädoyer für eine solche Veränderung. Sie fordert uns auf, unsere Strukturen und Einstellungen zu hinterfragen und aktiv daran zu arbeiten, die Kunstwelt zu einem wirklich zugänglichen Raum für alle zu machen. Denn nur dann kann die Kunst ihr volles Potenzial entfalten und ein wahrer Spiegel unserer vielfältigen Gesellschaft sein.“

Abb. Valerie Fiona Feldhaus, stumpf, 2024